„We are in Puglia“, so wurden wir nach 1 Stunde 20 Minuten Flugzeit am Flughafen Bari begrüßt.
Der beste Weg, Apulien zu entdecken, ist mit dem Auto. Wir hatten unseren Mietwagen vorreserviert und konnten problemlos vom Flughafen unsere Entdeckungsreise durch Süditalien starten. Vor Antritt der Reise haben wir uns über die App „Here we go“, die in einem anderen Blog vorgestellt wurde, die Straßenkarte Apuliens heruntergeladen, um offline navigieren zu können.
Die Küstenstädte als Einstieg in die Urlaubswoche
In Apulien gibt es einige Orte, die unbedingt in der Reiseplanung berücksichtigt werden sollten, so zum Beispiel Polignano a Mare und Monopoli, zwei bezaubernde Küstenstädtchen. Von Bari erreicht man diese in rund einer halben Stunde und kann sofort in das süditalienische Lebensgefühl eintauchen: Glasklares Wasser, weißgetünchte Häuser, schmale Gässchen, Espresso, Gelati, Aperol Spritz und Pizza. Beim Schlendern durch die verwinkelten Gässchen und dem frischen Meeresgeruch in der Nase kommt man endgültig in Apulien an. Diese Städtchen lässt sich kaum ein Besucher entgehen, darum muss man besonders in der Hauptreisezeit mit einem großen Touristenstrom rechnen.
Im Kontrast dazu stand unser erstes Quartier, die Masseria Bambarone. Die liebevoll restaurierte Unterkunft hat ihren Ursprung im 14. Jahrhundert und war einmal eine Ölmühle. Masserien sind umgebaute Gutshäuser, in denen man viel Ursprünglichkeit, Ruhe und Beschaulichkeit findet, sie prägen das Landschaftsbild Südapuliens. Mariateresa, die Küchenperle des Hauses, hat dazu am nächsten Morgen auch das passende authentische Frühstück gezaubert. Prosciutto, Käse, Focaccia, gegrillte Zucchini, Fenchelsalat, ein liebevoller Obstteller und zahlreiche Kuchen und typische Süßspeisen sind Teil des wunderbaren Buffets. Ein kulinarischer Traum!
Trullis – das Markenzeichen Apuliens
Frisch gestärkt ging es am nächsten Tag zur bekanntesten Touristenattraktion, den Trullis. Hauptort dafür ist Alberobello. Entlang den Hügeln, wie etwa dem „Rione Monti“, säumen die runden Trullihäuser mit ihren kegelförmigen Dächern die Straßen und werden von den zahlreichen Touristen eifrig fotografiert. Abseits davon gibt es aber auch ruhigere Gässchen, die auch schöne Fotomotive abgeben. Im Valle d´Itria geht die Reise weiter zu den, nicht minder schönen, aber nicht ganz so überlaufenen, Orten Martina Franca, Locorotondo und Cisternino. Zum Abschluss des Tages führte uns unser ambitioniertes Programm auch noch nach Ostuni, in die „weiße Stadt“, die beeindruckend auf ein paar Hügeln thront.
Ein Reisetipp ganz in der Nähe ist auch noch die Grotte di Castellana. Diese über drei Kilometer langen Tropfsteinhöhlen sind ebenfalls eine Hauptsehenswürdigkeit der Region und zählen zu den spektakulärsten in ganz Italien.
Dieser Landstrich bietet sehr viele Sehenswürdigkeiten und man muss überlegen, was zeitlich möglich ist, denn das Besichtigungsprogramm sollte nicht in Stress ausarten.
Nachdem wir nun schon einige Städte besucht hatten, wollten wir am Weg zum nächsten Highlight, nach Lecce, einmal bewusst die Natur genießen, die nicht minder attraktiv ist. Apulien ist geprägt von zahlreichen Olivenbäumen, die mit ihren teilweise massiven Stämmen sehr imposant sind. Gerade im Frühjahr erlebten wir ein Farbenspiel. Auf den grünen Wiesen streckten die Blumen ihre farbenprächtigen Köpfchen hervor, am Strand toste das türkisfarbene Meer um die Felsen und die grünen Feigenbäume bildeten einen schönen Kontrast zum blauen Himmel. Diese unberührte Flora und Fauna kann man in den Naturparks bewundern, die sowohl in Strandregionen als auch im Landesinneren zu finden sind.
Salento – ursprünglich und vielfältig
Ein Besuch in Lecce gehört unbedingt zu einer Apulien-Rundreise dazu. Der Lecceser Barock ist der typische Stil dieser Region und die Stadt wird auch das „Florenz des Südens“ genannt. Bemerkenswert ist die überbordende Fassadengestaltung der Bauwerke. Die prachtvollen Kirchen und Palazzi sind außen mit wunderbaren Stuckfresken geschmückt, so dass man aus dem Staunen nicht mehr herauskommt. Beeindruckend ist auch die Piazza Duomo, welche von einem 72 m hohen Glockenturm überragt wird. Nach Erwerb eines Tickets in der Touristinfo auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes kann man mit dem Lift nach oben fahren und die Stadt entfaltet sich zu Füßen des Turmes in ihrer ganzen Pracht.
Beim Durchschlendern stößt man auch auf das Amphitheater, das erst vor rund 100 Jahren entdeckt wurde. An allen Ecken laden Cafes und Lokale zum Verweilen ein.
In Lecce ist man schon mitten im Salento, der Halbinsel, die den Absatz des italienischen Stiefels bildet. Wenn es sich zeitlich einrichten lässt, sollte man 1-2 Tage einplanen, um diesen östlichsten Punkt Italiens zu besichtigen. Die zerklüftete Küste beeindruckt durch Grotten und natürliche Gesteinsformationen.
Viel besucht und fotografiert wird in der Nähe von Torre dell´Orso die „Grotta della Poesia“, ein runder Naturpool mit klarem türkisfarbenem Wasser, wo das Schwimmen inzwischen verboten ist. Ein Stück weiter findet man das nächste Naturschauspiel. In Sant´Andrea sind die Felsenbögen und Pfeiler im smaragdgrünen Meer bemerkenswert.
Der nächste Halt entlang der Küste war in Otranto, das vom mittelalterlichen Stadtkern mit einer beeindruckenden Festung geprägt ist. Da wir die Stadt an einem Feiertag besichtigten, wuselte es in den Gassen, da die Italiener selbst den freien Tag für eine Besichtigung und zum Baden nutzten.
Nach einem empfehlenswerten Stopp in Tricase, wo sich zwischen Felsmauern Naturpools gebildet haben, die sich perfekt zum Schwimmen anbieten, ging es weiter nach Santa Maria di Leuca. Das Seebad an der Südspitze (am Absatz) wirkt fast mondän und wird vom Leuchtturm und der angrenzenden Wallfahrtskirche dominiert. Will man diese besichtigen, nimmt man entweder die imposante Treppenanlage oder man fährt mit dem Auto hoch und versucht, einen Parkplatz zu ergattern. Spektakulär ist hier das Zusammentreffen des Ionischen und Adriatischen Meeres.
Wer mehr Zeit einplanen kann, hat noch viele Möglichkeiten, charmante Orte wie Galipoli zu entdecken oder die Schönheit der Natur mit ihren Olivenhainen, Weizenfeldern, bizarren Küstenlandschaften und traumhaften Badebuchten zu erleben.
Weltkulturerbe Matera – wo Geschichte erlebbar wird
Kein Apulien-Urlaub ohne Matera! Und das, obwohl die Felsenstadt nicht in Apulien, sondern in der angrenzenden Provinz Basilikata liegt. Das UNESCO-Weltkulturerbe ist ca. 60 km von Bari entfernt und beeindruckt auf den ersten Blick. Berühmt sind die Höhlenwohnungen, die in die steilen Felshänge der Stadt gehauen wurden, bis in den 50er Jahren waren diese bewohnt. Nun dienen die sogenannten Sassis hauptsächlich als Touristenattraktionen und der Stadtteil hat eher Museumscharakter. Denn an jeder Ecke versteckt sich ein Fotomotiv, da sich hinter fast jeder Fassade eine Grotte verbirgt. Einige dieser Höhlenwohnungen wurden zu Museen umfunktioniert und können besichtigt werden. Über einen tiefen Graben und nach dem Queren einer Hängebrücke erreicht man auf der gegenüberliegenden Seite einen Hügel, der noch einmal einen „Foto-Blick“ auf die “Höhlenstadt” bietet.
Bari – lebhafte Metropole
Ausgangs- und Endpunkt unserer Reise war Bari. Die Provinzhauptstadt ist ein wichtiger Hafen, wo zahlreiche Container- und Kreuzfahrtschiffe vor Anker liegen. Die historische Altstadt mit vielen schmalen und verwinkelten Gassen ist Anziehungspunkt für Touristen und Einheimische gleichermaßen und spiegelt das Leben der Menschen wider. Am Abend versammeln sich die Einheimischen vor ihren Türen und tauschen sich mit ihren Nachbarn aus. Dabei werden die Touristen so gut es geht ignoriert.
In der „Strada delle Orechiette“ stellen Frauen auf traditionelle Art frische handgemachte Nudeln her, die man auch gleich vor Ort erwerben kann.
Ganz egal, welchen Ort man in Apulien besucht, in jedem noch so kleinen Dorf gibt es mehrere Kirchen. So findet man auch hier viele Gotteshäuser mit schön gestalteten Außenfassaden und in vielen werden samstags und sonntags Messen abgehalten. Während unseres Aufenthalts waren diese alle gut besucht und viele Italienerinnen trugen den typischen schwarzen Kirchenschleier. Ausdruck der Religiosität sind auch die vielen geschmückten Altäre und Marienstatuen an den Hausfassaden.
Von Bari aus erreicht man mit dem Zug bequem und kostengünstig die umliegenden Küstenorte. Fast im Halbstundentakt geht es pünktlich in den Norden nach Trani und Barletta oder in den Süden nach Polignano a Mare, Monopoli oder Lecce. Die Fahrkarten sind einfach über ein App zu erwerben.
Uns ist aufgefallen, dass man sich in diesem Teil Italiens sehr um den Erhalt der alten Stadtkerne und der Landschaft kümmert und Tourismus und Natur gut im Einklang sind. Durch die wechselhafte Geschichte gab es viele unterschiedliche bauliche Einflüsse und Stilrichtungen, man versucht aber den Charakter der Städte zu bewahren und durch Naturparks sind viele Strandabschnitte unverbaut. Es wird darauf geachtet, alles sauber zu halten und es gibt keine großen Hotelburgen.
Apulien, das ist italienische Lebensfreude, gutes Essen und Trinken, unberührte Natur, ursprüngliches Italien – und immer eine Reise wert.
Ab Linz geht es jeden Montag und Freitag mit Ryanair in 1 Stunde 20 Minuten direkt nach Bari.