Rettungshubschrauber Christophorus 10 beim Start vor Radarturm | © Linz Airport
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Schnittstelle Flughafen

Der Rettungshubschrauber Christophorus 10 am Flughafen Linz

Ja, selbst Kinder erkennen ihn sofort, den gelben Rettungshubschrauber des ÖAMTC, namens “Christophorus 10“. Tag für Tag im Einsatz, selbst bei schlechter Witterung, hat er schon unzähligen Menschen das Leben gerettet. Seinen Namen erhielt er von keinem Geringeren, als dem Hl. Christophorus, dem Schutzpatron aller Reisenden.  

„Leitzentrale, Christophorus 10, guten Morgen“, mit diesen Worten, meldet sich die Crew des Rettungshubschraubers jeden Morgen um 06:00 Uhr, bei der Leitzentrale des OÖ Roten Kreuzes und das bereits seit dem 1. April 2001. Mehr als 20.000-mal hob er seitdem ab, um jedes Mal aufs Neue Menschenleben zu retten. Sein Stützpunkt befindet sich am Linz Airport. Aber auch das seines Vorgängers „Martin 2“. Martin 2 war der erste am Flughafen Linz stationierte Rettungshubschrauber (einmotorig), er startete im Auftrag des BMI (Bundesministerium für Inneres) am 1. Jänner 1988. Im Juni 1995 wurde er dann durch den modernen, hochleistungsstarken, zweimotorigen Hubschrauber des Typs AS355N ausgetauscht, um nach 13 Jahren Einsatzbetrieb völlig ersetzt zu werden. Nämlich durch keinen Geringeren, als den heutigen Christophorus 10. Mit der Maschine desselben Typs und der selben Mannschaft, aber unter einem neuen Auftraggeber. 

Wer steckt hinter dem Rettungshubschrauber Christophorus 10?

Hinter dem Christophorus 10 steckt der Christophorus-Flugrettungsverein. Ein von den Landesvereinen des Österreichischen Automobil-, Motorrad- und Touringclubs (ÖAMTC) gegründeter, nicht auf Gewinn ausgerichteter, Verein, mit dem Zweck der Schaffung von Einrichtungen zur optimalen Versorgung von Notfallpatienten mit den Notarzthubschraubern. Weitere Infos zum ÖAMTC und zum Rettungshubschrauber

Die Einsätze

Mit einer Reisegeschwindigkeit von 230 Kilometern pro Stunde fliegen die Retter des Christophorus 10 zu ihrem Einsatzort. In der Regel handelt es sich dabei aber nicht – wie von vielen vermutet – um einen Einsatz zur Menschenrettung bei Unfällen, sondern meist um Einsätze zu Patienten mit akuten Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Etwa 1.000-mal pro Jahr hebt die Crew im Schnitt zu ihren Rettungsflügen ab. Rund 74 Prozent der Flüge des Christophorus 10 sind Primäreinsätze, bei denen das Notfallteam direkt zum Verletzten kommt und die lebensnotwendige Erstversorgung vornimmt. Neben den – wie bereits erwähnten - internistischen und neurologischen Notfällen liegen an zweiter Stelle Arbeits- und Haushaltsunfälle, gefolgt von Verkehrsunfällen. Zu rund 94 Prozent liegt der Notfallort in Oberösterreich. Der Haupteinsatzbereich umfasst einen Radius von 50 km, das entspricht in etwa 15 Flugminuten. Aber es gibt auch Ausnahmen. Sollte der zuständige Nachbarhubschrauber unterwegs sein, werden auch längere Strecken geflogen.  
Auch für alpine Einsätze, die jedoch eher selten vorkommen, ist das Team stets gerüstet, alpines Bergematerial ist für alle Fälle immer mit an Bord. Bis zu fünf Meter darf der Pilot bei einem Einsatz an eine Felswand im Gebirge heranfliegen. Der Helikopter ist mit einem Fix-Tausystem ausgestattet, das bei einer Zwischenlandung nahe dem Unfallort angehängt wird. Erst dann kann der Patient geborgen werden. Das Tau, an dem der Sanitäter und teilweise auch der Arzt hängen, hat eine Länge zwischen 10 und 140 Metern. Nach der Bergung fliegt der Pilot erneut zum Zwischenlandeplatz, wo dann der Patient in den Hubschrauber eingeladen wird. Alles in allem, also wahrlich kein Job für schwache Nerven! Umso wichtiger ist es, speziell in diesen Extremsituationen Ruhe zu bewahren. Ein gut ausgebildetes und aufeinander eingespieltes Team ist deshalb unumgänglich. 

Die Crew

Die speziell ausgebildete Crew setzt sich aus einem 3-er Team zusammen: 
Flugrettungsarzt, Flugretter und Pilot. Insgesamt besteht das Team aus 20 Flugrettungsärzten, drei Piloten und sechs Flugrettungssanitätern. Mit Ausnahme der Piloten sind die Crew-Mitglieder keine Angestellten des Christophorus Flugrettungsvereins. Die Flugrettungssanitäter kommen vom OÖ Roten Kreuz, die Flugrettungsärzte werden durch das Linzer Kepler Universitätsklinikum gestellt.  

Die Ausbildung der Piloten

Um als Pilot bei der ÖAMTC-Flugrettung tätig werden zu können, ist eine Mindesterfahrung von 2.000 Flugstunden notwendig. Auch eine einschlägige Hochgebirgs- und Außenlasterfahrung, eine sogenannte JAR-FCL Lizenz (Berufspilotenlizenz) sowie eine Nachtsichtflugberechtigung gehören zu den Voraussetzungen. Außerdem müssen die Piloten zwei Mal pro Jahr eine spezielle, mehrtägige Simulator-Fortbildung absolvieren. In diesem umfassenden Training werden unterschiedliche Gefahrensituationen in einer sicheren Umgebung trainiert.  

Jede Sekunde zählt

Wenn jede Sekunde zählt, ist auf das Team des Christophorus 10 am Linz Airport Verlass. Sie bewahren in kritischen Situationen stets einen kühlen Kopf. Einsätze bei schweren Verletzungen und akuten Erkrankungen, oft auch herausfordernd im unwegsamen Gelände, gehören für die fliegenden Helfer zum Alltag. Dank der Flugretter ist Hilfe binnen Minuten zur Stelle. Das Ziel des Piloten ist es, den Arzt sowie den Flugretter (Sanitäter) bei jedem Einsatz so nah wie möglich an den Patienten zu bringen, um damit eine rasche Versorgung zu garantieren.  

Einer davon ist Wolfgang Hießböck, er ist Pilot und zugleich Stützpunktleiter am Linz Airport. Der erfahrene Pilot hat uns zu einigen offenen Fragen Rede und Antwort gegeben.  

Hießböck ist seit 2001 beim ÖAMTC und als Pilot bei Christophorus 10 tätig, war aber bereits einige Jahre davor als Hubschrauberpilot des Innenministeriums am Flughafen Linz stationiert. Auf die Frage, was er an seiner Arbeit mag und schätzt, meint Hießböck, dass sie herausfordernd und abwechslungsreich ist und durch die Einsätze in vielen Fällen Menschen nach schweren Unfällen oder Erkrankungen geholfen werden kann. Aber das Wichtigste, dass natürlich viele Leben gerettet werden können. Der Job als Hubschrauberpilot eines Rettungshubschraubers ist unumstritten eine sehr verantwortungsvolle Tätigkeit und mit vielen Herausforderungen verbunden. Worauf Hießböck zur Frage der größten Herausforderungen meinte, man wisse nie, was der Tag mit sich bringt und muss sich stets auf verschiedenste, oft unerwartete Umstände, rasch einstellen können. Nicht ganz einfach sei es dabei oft die Entscheidung zu treffen, ob man z. B. bei Schlechtwetter einen Einsatz noch annehmen soll oder besser am Stützpunkt bleibt und vieles mehr.  

Bei diesen unzähligen Einsätzen erlebt das Rettungsteam viel Positives, aber auch viel Negatives und Trauriges. Woran er denkt, wenn er an die vergangenen Jahre denkt, in denen es sicher viele besondere Erlebnisse und Ereignisse gab, antwortet Hießböck:  Schön ist es für uns immer, wenn wir zum Beispiel von Patienten nach Monaten ein Dankschreiben bekommen und diese berichten, dass es ihnen aufgrund unseres Einsatzes wieder besser geht und sie am Weg zurück in ein normales Leben sind. Besonders schlimm sind immer wieder Unfälle mit Kindern, in Fällen wo wir leider nichts mehr tun können und man dann vor Ort auch noch das Leid der Eltern miterlebt.  

Nach alldem gibt es einen weiteren entscheidenden Punkt zu klären, nämlich, ob der Rettungshubschrauber eigentlich in der Dunkelheit im Stadtgebiet fliegen darf und dazu gibt es eine klare Antwort. Ja, er kann! „Wir können im Dunklen fliegen und tun das auch regelmäßig, wenn sich ein Einsatz in die Nacht zieht. Auf unserem Stützpunkt melden wir uns jedoch standardmäßig bei Sonnenuntergang ab. Im Stadtgebiet werden normalerweise bodengebundene Notarztteams entsandt. Stehen diese gerade nicht zur Verfügung kommen wir immer wieder auch in Städten zum Einsatz. Dann landet man auf einer dem Notfallort nahegelegenen freien Fläche, wie zum Beispiel einem Sportplatz und unsere Crew wird von einem Rettungswagen oder der Polizei zum Patienten gebracht.” 

Nach so vielen Erkenntnissen stellt sich eine letzte wichtige Frage, welche der Stützpunkleiter ohne Zögern sofort beantwortet. Nämlich die, wenn er noch einmal die Wahl hätte, einen Beruf zu wählen, ob er sich dann nochmals für die Tätigkeit als Pilot entscheiden würde? “Keine Frage, ich würde mich ganz bestimmt wieder so entscheiden. Aber ich muss zugeben, dass sicher auch ein wenig Glück dabei war, dass alles so gelaufen ist und ich jetzt hier meinem Traumberuf nachgehen kann!“ 

Zum Team des Christophorus 10 zählen aber noch zwei weitere Personen, die ebenso von immenser Wichtigkeit sind. Das sind zum einen der Notarzt und zum anderen der Flugrettungssanitäter. Die Flugrettungsnotärzte werden vom Kepler Universitätsklinikum gestellt und die Sanitäter vom Roten Kreuz. Für alle Flugärzte ist eine abgeschlossene Facharztausbildung notwendig, ein gültiges Notarztdiplom sowie eine mehrjährige Erfahrung im bodengebundenen Notarztdienst. Außerdem müssen unter anderem ein medizinischer Leistungscheck sowie mehrere bestandene spezielle Ausbildungen vorgewiesen werden. Auch die Flugretter weisen neben der speziellen medizinischen Ausbildung und diversen Leistungschecks eine ganz besondere Berufsspezifikation vor. Jeder Flugrettungssanitäter ist nämlich auch ausgebildeter Bergretter. Für den Laien fast unvorstellbar, was das gesamte Team oft unter schlechten Witterungsverhältnissen, auf engstem Raum, im unwegsamen Gelände und unter einem enormen Zeitdruck leisten muss.  

Zukunftsvisionen der ÖAMTC-Flugrettung

Der Rettungshelikopter Christophorus 10 ist optimal auf die Bedürfnisse der herausfordernden Einsätze zugeschnitten. Nachdem in den vergangenen Jahrzehnten die Grenzen des Machbaren immer weiter ausgedehnt wurden, bleibt das Wetter bis heute die letzte entscheidende Grenze. Denn das Wetter, insbesondere Wind, Nebel und die einbrechende Dunkelheit sind die speziellen Unsicherheitsfaktoren in der Helikopterfliegerei. Aber nicht mehr lange! 

Die Vision der ÖAMTC-Flugrettung ist die Bergung aus der Luft an jedem Ort, zu jeder Zeit und unter sämtlichen erschwerten Bedingungen durchzuführen. Deshalb wurden bereits Verträge für den Kauf von leistungsstärkeren und für den Instrumentenflug (Flug nur mit den Instrumenten bei schlechter Sicht) zugelassenen Hubschraubern, des Typs Airbus Helicopter H135, unterzeichnet. Mit dieser Entscheidung kommt man auf jeden Fall für die nächsten zehn Jahre dieser Version einen entscheidenden Schritt näher. 

Zweifelsohne, ob mit der modernsten Technik ausgestattet oder nicht: das Rettungsteam des Christophorus 10 am Linz Airport leistet Enormes und hat sich unumstritten den Titel 

“Die wahren Helden der Lüfte“ tausende Male verdient!